Eric Cosmutto ist auch dieses Wochenende wieder nach Mile 101 gefahren und hat weiter am Yukon Quest Trail gearbeitet. Die Temperaturen lagen um -30 C, aber er zieht die lange Unterwaesche ja schon aus reiner Erfahrung an. Wirklich gute Motorschlittenfahrer koennen auch bei -40 C ihre Maschienen anwerfen, aber ich bin in dieser Hinsicht recht unerfahren.
Unser groesstes Problem in Mile 101 ist nun der wenige Schnee auf dem Trail. So schoen und schneereich die vorhergehenden Photos auch sein moegen wird der geringe Schneefall des Jahres auf hohen Bergkuppen oft weggeblasen. Eric faehrt den Trail als offizieller Trailbreaker jedes Wochenende ab um den Schnee auf dem Trail zu verdichten damit er nicht mehr weggeblasen werden kann. Die Wettervorhersage fuer die naechsten 5 Tage stellt auch keinen Schnee in Aussicht, …. nur fast konstante 30 C unter rein blauem Himmel.
Dies ist natuerlich die kaelteste Zeit des Jahres:
Nur 4 Stunden Sonnenlicht, ein Boden der bis auf einen Meter Tiefe die letzte Waerme des Sommers lange vergessen hat und ein Land, das seit ueber drei Monaten im Winterschlaf liegt. Wir hoffen auf mehr Schnee fuer die Hunde des YQ … und natuerlich auch fuer die Musher.
Echt !
Mike Bowman ist auch nicht mehr der Juengste. Er braucht eine Knieoperation. Da er ganz frueher mal Hundefuehrer in Vietnam war , wird ihm die Operation bezahlt: „Peter, morgen muss ich nach Anchorage fahren und spaetestens uebermorgen werde ich wissen wann sie mich operieren werden.“ Ich stutze: „Du willst mir doch nicht sagen, dass du nicht nach 101 kommst?“ „Naja, ich weiss nicht wann sie mich operieren wollen. Entweder geben sie mir noch mal eine Spritze und operieren mich nach dem Rennen oder ….. davor.“
„Und dann… ?“. – „Oh, ich komme. Sie haben mir gesagt, dass ich nach ein paar Tagen wieder laufen kann.“
Mit dem Telephon am Ohr schuettel ich den Kopf: „Ja Mike, … damit meinten die Aerzte den Weg vom Schlafzimmer zum Klo, aber sicherlich keinen Ma…. durch verwehten Schnee in Mile 101.“ – „Ach, die Aerzte haben keine Ahnung wer ich bin…“, Mike klingt fast empoert. „Vielleicht muss ich dann eben mit meinem Motorschlitten rumfahren anstatt zu laufen.“
Typisch Mike, …. es gab wenig was ihn je aufgehalten hat.
Ich atme einmal tief durch: „Was zum Teufel ist mit deinem Knie los ?“ „Falls ich einen falschen Schritt mache biegt sich das Knie nach hinten durch ,… und wenn ich es zuweit durchbiege kann ich das Knie fuer immer vergessen. Das ist zumindest die Ansicht der Aerzte, aber was die so erzaehlen ist eh….“
Ich frage nicht weiter sondern unterbreche ihn:
„Halt das Knie still, Alter. Wie waer’s wenn du den Check-in fuer die Musher in 101 machst. Ob du nun operiert wirst oder nicht,… am 7. Februar wirst du sitzen oder stehen aber sicherlich nicht rumlaufen.“ Mike ist eher empoert. „Ja, …. aber….“, meint er.
In ’normalen‘ Checkpoints streiten sich Leute darum Musher offiziell begruessen zu duerfen. In vielen Faellen nehmen Checkpoint Managers diesen Job am liebsten selbst auf sich. Mike ist allerdings eher empoert ueber diese Idee.
„Aber ich muss doch das Rastgebiet auslegen.“ „Richtig, und dies wirst du mit einem Motorschlitten unterm Hintern und einem Zeigefinger machen falls die Aerzte ein Messer ans Knie setzen.“ Mike grummelt laut am Telefon. Er braucht keine Hilfe, meint er. In meiner Gegenantwort stimme ich ihm zu: „Natuerlich brauchst du uns nicht. Die Crew braucht dich, … und wenn du da draussen umfaellst bist du recht nutzlos.“ Mike ist ein intelligenter Mann und versteht was ich meine. Obwohl nur ein grollendes „Hm..“ ueber das Telefon zu hoeren ist weiss ich, dass er mir zustimmt.
Die meisten Musher im ‚Checkpoint 101‘ werden sicherlich von ihm begruesst werden.
Jesse Holmes wird zumindest fuer 2010 in die Spuren von Mike Bowman treten.
Allerdings hat Jesse sich dieses Recht und die damit verbundene Herausforderung hart verdient.
Spaeter rief ich Eric Cosmutto an. Er arbeitet fuer die US Airforce.
Vieleicht haette ich dies nicht tuen sollen, denn auch er erzaehlte eine Geschichte die nicht in meine Idee des YQ 2010 passte…
Peter Kamper