Eigendlich bin ich den YQ-Trail immer alleine angegangen.
Dieses Jahr werde ich drei junge Studenten mit mir haben. Keiner von ihnen ist ein Musher oder hat jemals viel ueber Mushing gehoert. Das macht die Sache natuerlich interessant. Die Crew macht mir trotzdem Hoffnung. Immerhin scheinen ihnen Namen, Programme und Einstellungen fuer Videokameras so leicht ueber die Zunge zu kommen wie mir gewisse Mushingausdruecke.
Das Team ist zwischen 20 und 22 Jahre alt:
Nathan (Nate):
Der ist der ‚furchtlose Fuehrer‘ der Gruppe und spaeter fuer den Schnitt verantwortlich. Er redet meist so, als haette er viel Kaffee getrunken, aber das ist wohl gut so, obwohl er so aussieht als koennte recht wuetend werden. Ich kenne den psychischen Stress entlang des Trails, und mache mir jetzt schon Sorgen drum.
Jose:
Er kommt aus Mexiko und ist anscheinend der beste Videographer der Truppe. Er sieht so aus, als mag er ‚Siestas‘ und ist recht gemuetlich. Gleichzeitig verbreitet er allerdings eine bewundernswerte Ruhe, die er mit einem fast ewigem Laecheln traegt. Es ist gut moeglich, dass seine Laune spaeter das Team zusammenhalten wird.
Cricket:
Ich hatte um zumindest einen guten Motorschlittenfahrer fuer Video entlang des Trails gebeten. ‚Cricket‘ ist eine 21-jaehrige Dame, die ungefaehr 48 kg wiegt. Ich bezeifele, dass sie einen Motorschlitten aus einer Schneewehe ziehen kann, aber sie kam schon gleich beim ersten Treffen mit GPS-Koordinaten von ihren eigenen Fahrten ueber Rosebud, Boulder und Eagle Summit entlang des Quest Trails an. Anscheinend ist sie recht erfahren. Ihr ‚boyfriend‘ kam zum Meeting. Als ich arglos meinte:“ Da du ja recht gut aussiehst und ein Maedchen bist, sollte es uns leicht fallen, erfahrene Motorschlittenfahrer in den Checkpoints zu finden, die mit dir rausfahren.“ Wenn seine Blicke haetten toeten koennten, waere ich mit meinen 50 Jahren auf der Stelle eines schnellen aber schmerzhaften Todes gestorben.
Trotzdem habe ich Recht. Was konnte mir besseres passieren als eine gutaussehende Motorschlittenfahrerin in unserem Video Team zu haben ?
Die Infiltration der jeweils lokalen Motorschlittenfahrer ist fuer unrasierte ‚white boys‘ nicht leicht und ich denke eben praktisch. Cricket grinste nur, waehrend der Professor meinte: „Du bist mir fuer die Sicherheit der Studenten verantwortlich.“ Klar bin ich das, aber ich denke auch praktisch. Keiner kennt den Trail besser als die Einwohner der jeweiligen Gegend.
Eine Dame namens Tessa war bis heute ebenfalls ein Teil des Teams. Als ich allerdings meinte, dass wir uns teilweise trennen werden und sie vielleicht auch mal mit einem Doghandler oder Rennrichtern alleine entlang des Trails fahren muesste, wollte sie dies nicht. „Wieviel weisst DU eigendlich ueber’s Quest ?“, fragte sie mich. Ich zaehlte meine Erfahrungen auf. „Ah“, meinte sie. „Aber ich muss doch wohl nicht mit fremden Leuten im Auto fahren.“ Ich stutzte: „Das sind alles Leute, denen du vertrauen kannst.“ Nein, sowas ging ihrer Meinung nach nicht.
Ich versuchte noch, ihr einen Platz in Slaven’s Cabin am Yukon mit einer Gruppe des Alaska National Park Service zu besorgen, damit sie dort mit den Rangern fuer 5 Tage bleiben koennte um alles um diesen Dogdrop herum zu filmen.
Teufel, ….. andere Leute… einschliesslich ich, wuerden sich darum reissen: „5 Tage in einer Huette ? Also zwei Tage ginge.“ Hust: Tessa hat unser Team leider fruehzeitig verlassen.
Der Rest der Gruppe erscheint allerdings recht solide,… zumindest im Warmem am Besprechungstisch.
Entgegen zu anderen YQ-Rennen, auf denen ich immer ‚irgendwo‘ schlief, ‚irgendwie‘ weiter kam und nur fuer mich selbst verantwortlich war, habe ich nun 3 Welpen an der Leine.
Obwohl es wahr ist meine ich es nicht negativ, aber es aendert natuerlich meine gesamte und hoechst einfache Rucksack-Logistik. Vielleicht kann ich der Gruppe etwas beibringen, und sowas macht Spass.
Ich bin wirklich mal gespannt, was aus diesem Projekt wird und nehme die Verantwortung, die ich ploetzlich trage sicherlich nicht leicht.
Da die Gruppe einen Grossteil des Filmens uebernehmen will, habe ich vielleicht Zeit, mehr zu schreiben.
Sie wissen, dass sie Film-Clips fuer die YQ-website entlang des Trails schneiden muessen, aber die altbewaehrte YQ-Trail-Regel wird wahrscheinlich auch dieses Jahr nicht gebrochen werden: „Plane sorgsam fuer 6 Monate. Lasse nichts unbedacht. Schreibe alle Plaene sorgsam auf …. und schmeisse sie am 2. Tag des Rennens weg. Es kommt eh nichts so, wie du es geplant hast…..“.
Peter Kamper