2012 Yukon Quest Trail Blog 1

Mile101Blog YukonQuest

Zur Unterhaltung und um vielleicht einen tieferen Einblick in das Yukon Quest Rennen zu bieten, werde ich auch dieses Jahr mal wieder einen Thread ueber Mile 101 eroeffnen.
Mile 101 liegt an Meile 101 des Steese Highway, einer meist aus Schotter bestehenden 240 km langen Strasse, die in Circle City am Yukon River in Alaska endet. Der eigendliche ‚Checkpoint 101‘ besteht aus 4 verlassenen, stromlosen Huetten in einem einsamem, fast baumlosem Tal zwischen Eagle Summit und Rosebud Summit, dem zweit- und dritthoechstem Berg des 1600 km Rennens. Viele Rennen sind an diesem einsamem und notorisch von Stuermen geplagtem Platz gewonnen und verloren worden. Ich leite den frueheren Dogdrop der in 2010 zu einem Checkpoint wurde offiziell seit 1996. Allerdings wird er eigendlich von der gesamten sehr erfahrenen Crew geleitet. Mein Amt als Checkpoint Manager ist nur gefragt wenn etwas schief geht. Ansonsten wissen die anderen Mitarbeiter sehr genau was sie tuen…, und wenn sie etwas tuen halte ich mich -schlau wie ich bin – am besten raus.
Dies nun ist die sich entwickelnede Geschichte des Checkpoint Mile 101 fuer 2012:
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Ich kam gestern in die Kneipe bei uns im Tal um einen Happen zu essen und dort sass dann Mike Bowman, unser langjaehriger Mile 101 dog lot manager. Mike ist im Prinzip fuer das Parken der Teams zustaendig und hat die Kunst 30 Teams zur gleichen Zeit auf begrenztem Grund waehrend eines Sturms zu parken zu einer Kunst entwickelt.
Als ich mich neben ihn setzte, sah er aus mir unerfindlichen Gruenden fast schuldig aus und rueckte kurz danach auch mit einer Erklaerung heraus: „Peter,… ich werde dieses Jahr nur 2 Stunden in 101 verbringen.“ Ich stutzte. Normaler Weise hatte Mike den weit abglegenen Checkpoint immer eroeffnet, Holz gespalten, die verlassenen Huetten gesaeubert und sich um alles gekuemmert bevor der Rest der Crew eintraf. „Was… ?“ Eine bessere Antwort fiel mir auf die Schnelle nicht ein.
Nun ja, einer der besten und verlaesslichsten Freiwilligen des Mile 101 wird uns im Februar 2012 fehlen. Mike wird, so erklaerte er immer noch mit einem schuldigem Blick, das YQ 300 fahren um sich in 2013 fuer das grosse 1600 km Yukon Quest zu qualifizieren. Warum wird er 2 Stunden in Mile 101 verbringen ? Weil die YQ300 Musher in Mile 101 eine 2-stuendige Zwangsrast einlegen muessen.
Ich freue mich fuer ihn, muss aber zugeben, dass mir alle moeglichen Gedanken durch den Kopf schossen. Mike zu verlieren ist nun mal ein heftiger Schlag fuer die Crew. Immerhin verlieren wir ca. 8 Jahre an Erfahrungswerten.
Trotzdem freute ich mich fuer ihn. „Ich bin mal gespannt wie der Checkpoint aussieht, wenn ich zum ersten Mal als Musher ankomme,“ meinte Mike schlussendlich lachend als ich ihm zu seiner Entscheidung gratulierte. Er hatte ueber die Jahre in Mile 101 mehere hundert Musher persoenlich begruesst. –
Mike versprach, wie immer an den winterlichen Crewtreffen des Checkpoints teilzunehmen waehrend denen wir Ausruestungslisten zusammenstellen und immer wieder die kleinen Fehler der letzten Jahre diskutieren um diese zu bereinigen.
Eric Cosmutto, der ueber 5 Jahre saemtliche Rettungsaktionen und Trailmarkierungen ueber Eagle Summit geleitet hat wird ebenfalls nicht zurueck kommen, da er ein Jahr frei nehmen will. Was von der alten Crew uebrig bleibt sind Kevin und Sterling, die saemtliche Kommunikation zur Aussenwelt ueber Kurzwellenfunk und Sattelitteninternet leiten, Joe Krueger als Doglot-Arbeiter und natuerlich unsere hervorragende Kuechencrew, die Musher mit hervorragendem Essen kostenlos versorgt.
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Der Checkpoint ist kein Platz wo freiwillige Mitarbeiter Hunde streicheln koennen. Wir haben immer die groesste Zahl an Notfaellen und Rettungsaktionen im Rennen gehabt, arbeiten unter schwierigen Umstaenden und weit ab jeglicher Zivilisation bis zu 24 Stunden an einem Stueck und sind oft auf uns selbst angewiesen. Die beiden Paesse, die uns mit der Aussenwelt verbinden (Eagle Summit und 12Mile Summit) werden oft auf Grund von hohen Schneewehen geschlossen.
Einfach ‚irgendwelche‘ Freiwillige zu heuern ist schon alleine aus diesen Gruenden keine Option. Jeder der dort mitarbeitet muss ein Fachgebiet haben. Sei es Mechaniker, Doktor, Hundefuehrer oder Koch. Alle die in Mile 101 mitarbeiten muessen auch wissen wie man sich bei -40C in der Wildnis benimmt und dafuer ausgeruestet sein. Falls sich dies wie ein Abenteuer anhoehrt ist dies nicht falsch, denn es entspricht ohne etwas romantisieren zu wollen der Tatsache.

Peter Kamper

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