Mile 101 Blog 33

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Dies bringt mich allerdings zu ‚Rattles‘.
Die wenigsten Leute kennen den wirklichen Namen dieses Trailbreakers, der eigenen Aussagen nach ueber das letzte Jahrzehnt mehr als 42.000 km entlang des Quest Trails zurueckgelegt hat.
‚Rattles‘ ist (meinen Schaetzungen nach) ungefaehr 45 bis 55 Jahre alt. Seine Jacke ist immer dreckig, seine Energie ansteckend, seine Art einzigartig und seine Stimme ist laut. Aus irgendwelchen Gruenden scheinen ihn ueber das letzte Jahrzehnt weder Tiefschnee noch -50C beeindruckt zu haben.
Auch traegt er keine der Freiwilligen-Abzeichen, die so oft vom YQ verteilt werden.
Ich traf ihn vor einer Woche mal wieder im Twin Bears Camp des Junior Quest waehrend er einen Teller Elchgulasch ass.
„Peter….“, meinte er mit seiner lauten Stimme. „Wie geht’s,…. hast du schon die neusten Nachrichten ueber den Yukon River gehoehrt ? Oh Mann, da draussen ist es schlimmer als seit langem.“ Er lacht aus vollem Halse in seiner gewoehnlichen Art. Er ist einer der Trailbreaker, die den Fluss vor Jahren absteckten als aehnlich verheerende Konditionen herrschten und scheint sich zu freuen.
„Ich habe gehoehrt, dass einer deiner Mile 101 Trailbreaker dieses Jahr mitkommen will. Es ist verdammt hart da draussen und….“, seine Stimme wird etwas leiser: „…ich habe keine Lust Babysitter zu spielen.“
„Eric Cosmutto hat die Musher auf Mile 101 im Sturm gefunden als die Jungs aus Central aufgaben. Ich denke, dass du auf ihn nicht aufpassen musst. Der Kerl ist verdammt gut,“ antworte ich nachdenklich.
Natuerlich kenne ich nicht viele Motorschlittenfahrer, aber Mark Bakes und ‚Rattles‘ sind definitiv die besten Trailbreaker, die ich kenne. Dies ist auch ein Grund wieso nie ueber sie geschrieben wurde. Sie legten mit Hilfe der jeweiligen Ortschaften den 1600 km Trail ohne mit Unfaellen oder Schwierigkeiten in die Zeitungen zu gelangen. Dies ist wahrscheinlich ein Kompliment.
„Ja, ja, habe ich auch gehoert,“ antwortet er. „Na, wollen wir auf das beste hoffen, eh ?!!“
Er schlaegt mir auf die Schulter und meint: „Und, wo zum Teufel ist Carsten ? Ich mag den Kerl.“
Ich erklaere, dass Carsten und ein grosser Teil seiner Photo Crew schon in Fairbanks ist.
„Carsten will vielleicht den Trail zwischen Circle und Dawson City abfahren um Photos zu machen,“ meine ich.
‚Rattles‘ runzelt die Stirn waehrend er mit vollem Mund (Elch-Gulasch) mehrere unangebrachte Fluchwoerter ausstoesst.
Im generellen lautet die zensierte Antwort: Wer nicht unbedingt da draussen sein muss, sollte auch nicht da draussen sein….., erst Recht nicht alleine. „Wenn du nicht genau weisst was du tuest werden die Eisschollen deinen Motorschlitten zerlegen.“
Er scheint nochmals nachzudenken, lacht dann wieder aus vollem Halse und amuesiert sich anscheinend koestlich ueber seine eigenen Worte: „Oh yeah, du willst dieses Jahr sicherlich nicht den Yukon River fahren. Das kann ich dir garantieren.“
Ich hoehre dem Mann zu, der grade einen weiteren Loeffel mit Gulasch in den Mund schiebt als waere es das letzte, was er jemals essen wird. Ueber die Worte, die er sprach erscheint er genauso unbesorgt wie ueber sich selbst und den 1600 km Trail, den er vor den Teams angehen wird.

Kurz danach stand er auf, und als ich ihn mit einigen der Freiwilligen des Junior Quest wiederfand, erzaehlte er wie der Motorschlittenguertel (Track) seiner Maschiene eine Woche vorher auf dem Weg nach Fairbanks einriss und abfallen wollten.
„Habe ich mit Nylon wieder zusammen genaeht….., funktioniert.“ Wieder sein lautes Lachen, und das unbesiegbare Leuchten in seinen Augen.
Wie er diese Reparatur bei -25 C geschafft hat ist mir schleierhaft, aber ‚Rattles‘ ist nicht dafuer bekannt Maerchen zu erzaehlen. Er schafft das unmoegliche, scheint sich am meisten ueber sich selbst zu amuesieren und nach mehr als einem Jahrzehnt als Trailbreaker ist er hoch geachtet.
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Der Yukon River ist meinen Informationen nach bei relativen Hochwasser eingefrohren. Als der Fluss unter dem Eis sank brach die Eisoberflaeche an vielen Stellen ein.
An anderen Stellen steht das Oberflaecheneis laut ‚Rattles‘ noch und ist darunter fuer unbekannte Tiefen (30-100 cm) mit einer darauf folgenden Eisschicht hohl.
Ich wundere mich, ob die eingebrochenen Stellen nicht der sicherste Weg waere…..
Die Trailbreaker der Orte entlang des Trails, Mark, ‚Rattles‘ und Eric werden dies sicherlich herausfinden.
Ohne Zweifel werden wie immer viele Geschichten des langen Trails niemals niedergeschrieben werden.

Peter

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