2009 Yukon Quest Trail Blog 11

YukonQuest

Als ich gegen Mitternacht noch in eine Kneipe ging, sass dort David Dalton und wir tranken ein paar Bier zusammen.
Ich koennte viele interessante Geschichten ueber den Musher erzaehlen, habe allerdings nicht genuegend Zeit, dies zu tuen. Dave Dalton wird dieses Jahr sein 19. Yukon Quest angehen. Er ist damit nach dem nicht mehr teilnehmende Musher Frank Turner der einzige Musher mit den meisten gefahrenen Yukon Quest Rennen. Als er vor Wochen seine Packsaecke fuer die verschiedenen Checkpoints in Fairbanks abgab, wurde er von Matthias, einem Reporter der Fairbanks Tageszeitung interviewt.
Im Interview erwaehnte Dave, dass sein Cholesterin-Spiegel zu hoch sei und er dieses Jahr nur Muesli auf dem Trail essen wuerde. Mit einem Blich auf sein Bier meinte ich:”…. und, …wie sieht’s mit dem Cholesterin-Spiegel aus ?” Er guckte mich etwas verdutzt an. “Du hast gesagt, dass du nur noch Haferflocken mit auf den Trail nehmen kannst, weil alles andere zu ungesund ist”, fuege ich mit einem weiterem Blick auf sein Bier hinzu. Er grinst.
“Dave, …” meine ich: „Ich will ehrlich sein: Seitdem ich gehoehrt habe, dass du den Trail mit Haferflocken angehen willst, bist du aus meiner Top 5 Wette fuer’s YQ raus.”
Dies scheint ihn gar nicht zu beunruhigen. Er erkaert mir, dass er jede Menge fettiges Futter mitnehmen wird. “Also hast du gelogen ?”, frage ich. Er schuettelt den Kopf. Dave ist zwar ein hervorragender Musher aber nicht fuer lange Reden bekannt. “Na gut…, dann…. auf welcher Plazierung siehst du dich ?” Dies ist immer eine interessante Frage. Falls ein Musher sagt, dass er auf dem 15. Platz abschneiden wird, kann man ihm leicht misstrauen. Falls ein Musher – speziell ein Musher mit solch grosser Erfahrung wie Dave – von sich aus den 4.Platz in Anspruch nimmt, meint er es Ernst. Er hebt 4 Finger, guckt mir direkt in die Augen und erklaert mir seine Strategie.
Ploetzlich steht Jason Mackey neben uns . Er ist Lance Mackey’s Bruder und wird das Rennen ebenfalls angehen. Innerhalb von kuerzester Zeit sind Dave und Jason ueber ihre Rennstrategien auf der langen Strecke zwischen Pelly Crossing und Dawson City am diskutieren. Mir wird ploetzlich klar, dass die beiden zusammen oder zumindest nah beieinander fahren wollen. Ich frage nicht nach. Dies waere unhoeflich, …. Und Musher luegen eh fast immer.
Statt dessen nehme ich ihn spaeter bei Seite und frage ihn: “Welchen Platz willst du belegen ?”
“Oh, ich bin hierhin gekommen um zu gewinnen,” meint er mit selbstsicherer Froehlichkeit, „und ich habe das Team um es zu schaffen.“ Seine Augen und seine schnelle, eher abgehackte Art zu reden erinnern mich auf eine fast erschreckende Art an seinen Bruder Lance. Ich hatte Jason Mackey nie als ernsthaften Konkurrenten fuer den 1.Platz im Yukon Quest gesehen, aber sein Selbstbewusstsein ist beeindruckend. Nach ein paar weiteren Fragen stellt sich heraus, dass er wirklich nach Whitehorse kam um das Yukon Quest zu gewinnen: “Es ist eine Familiensache,” meinte er ueber sich und seine Brueder. “Erst war Rick dran (Rick Mackey – YQ Gewinner 1999, dann war Lance dran (vierfacher YQ-Gewinner) und jetzt bin ich dran um unseren Familien-Namen zu verteidigen.

Er scheint die Sache Ernst zu nehmen. Noch 36 Stunden vorher hatte ich Jason Mackey mit dem YQ Race Marshal Dough Grilliot diskutiert. Dieser meinte: “Jason sagt, dass er keine Hunde von Lance in seinem YQ-Team fuehren wird, aber das glaube ich ihm nicht.” Mir gegenueber war Jason, der das Rennen unter seinem eigenem Kennel-Namen ‘Top Notch Kennels’ antritt, etwas offener gegenueber: “Ich habe ein paar Hunde im Team die Lance wahrscheinlich im Iditarod benutzen wird.” Ob diese nun aus seinem eigenem Kennel oder dem Kennel seines Bruders stammen, sagte er allerdings nicht.

”Ich habe von vorne herein gesagt, dass ich nicht beim YQ antreten werde bis ich mir sicher bin, dass ich das Rennen gewinnen kann.” Er laesst die rechte Hand ueber den Tresen gleiten und fuegt hinzu:” Dieses Jahr lege ich alle Karten auf den Tisch. Ich fahre auf Sieg.” Von allen Teilnehmern des Rennens scheinen Jon Little, William Kleedehn und Hans Gatt die groesste Sorge dieser beiden Konkurrenten zu sein.
Jon Little hat Geruechten nach 3 sehr gute Leithunde von dem in Alaska ueberall bekannt Langstrecken-Musher Jeff King fuer das Rennen erhalten. Er waere, so sagt man, sonst garnicht erst zum Rennen angetreten.

Wir verabschieden uns erst, als die Kneipe schliesst.
‚Heute abend habe ich einfach Spass“, meint David Dalton. „Morgen wird es ernst.“

Peter Kamper

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