Mile 101 Blog 16

Mile101Blog YukonQuest

Da unser Crewmitglied Brad Brooks heute abend nicht erreichbar war und mir immer noch kein gutes Photo von sich geschickt hat werde ich auf Wunsch der Leser meine eigene Geschichte erzaehlen. Es sind nur noch 30 Tage bis zum Start des Rennens und damit hoechste Zeit Nebensaechlichkeiten aus dem Weg zu raeumen:
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Hiermit also meine eigene (Peter Kamper) Geschichte:

Es ist sicherlich nicht leicht, ein Dogdropmanager zu werden.
Neben einem guten Ruf in der Gemeinde bedarf dieser Job normaler Weise nicht nur ueberragende Intelligenz und eine ausgepraegte Fuehrernatur sondern auch gute Uberlebenskenntnisse in Hinsicht auf die nordische Wildnis.
Es bedarf ebenso Erfahrung mit Mushing, Hundeteams, eine gute Kommunikation mit den Mushern, Rennrichtern, dem Manager des Rennens und ein gutes Verstaendnis des Trails, den man als Dogdropmanger ueberschauen sollte.
Leider hatte ich im Januar 1996 in keiner der oben erwaehnten Kategorien auch nur die geringste Erfahrung.

Die eigendliche Geschichte meines Werdegangs begann eines Nachts im Januar 1996 in einer Kneipe. Diese Kneipe, deren Namen auch heute noch ‚Ivory Jacks‘ ist, war zu jener Zeit keine gewoehnliche Bar sondern eher ein Treffpunkt fuer viele gute Leute im Goldstream Valley ausserhalb von Fairbanks. Fast jeder kannte jeden im Tal.
Es war die Art von Kneipe, in der der Bartender jeden energisch um 1 Uhr morgens rausschmiss und wir alle unsere Jacken anzogen, bezahlten und uns gegenseitig aufwiedersehen sagten ….. bis der letzte Fremde die Kneipe verlassen hatte. Danach ging ein Seufzer der Erleichterung durch die Runde, der Bartender schluss die Tuer ab und irgendjemand bezahlte die erste Runde. Endlich Ruhe.
Wir stritten uns darum wer dem Bartender das erste Bier bezahlte.
Unsere Hunde, die eigendlich nicht in Kneipen erlaubt waren wurden aus den Autos und Trucks hereingehohlt, spielten miteinander und wir genossen den Frieden der freien Menschen zu oft verwaehrt wird.
Es waren gute Zeiten und gute, gestandene Maenner mit denen ich damals zusammen sass.
Der Arm des Gesetzes reichte noch nicht bis ins Goldstream Valley. Oder vielleicht sollte ich besser sagen, dass der Arm des Gesetzes jede Nacht zwischen 2:00 und 2:15 Uhr bis ins Tal reichte. Wer sich in der Kneipe einschliessen liess blieb bis 3 Uhr. Dies war ein eher ungeschriebenes Gesetz. Heute, 11 Jahre spaeter, gibt es dies natuerlich nicht mehr und das Tal ist fuer meinen Geschmack eher ueberbevoelkert.
In einer dieser Naechte sass ich allerdings neben einem baertigem Musher namens Barry und hoehrte gespannt seinen Mushing-Geschichten zu, als er ploetzlich sagte: „…. und jetzt habe ich den Job als Race Manager des Yukon Quest angenommen.“ Er trank einen Schluck Bier und schuettelte den Kopf: „Du hast keine Ahnung wie schwierig es ist vernuenftige Leute fuer Checkpoints zu finden. Du hast 1000 Leute die beim Start des Rennens helfen wollen, aber draussen im Busch kennt sich fast keiner der Leute aus. “
Ich guckte ihn an und setzte mein Dank des hervorragenden Bartenders gut gemixten Gin&Coke zurueck auf den Tresen: “ Du bist der Race Manager des Yukon Quest ?“
Er zuckte mit den Schultern als waere dies ein unumgaengliches Todesurteil: „Ja, … und glaub mir… ich bereuhe es jeden Tag mehr. Wo zum Teufel soll ich all die Leute herkriegen um das Rennen auf die Beine zu stellen ?“
Ich erstarrte fuer mehrere Sekunden in Ehrfurcht. Das Yukon Quest…. haertestes Schlittenhunderennen der Welt und ich sitze neben dem Race Manager.
„Weisst du,“ fuhr er fort, „finde mal jemanden, der einen verdammten Holzofen fuer 24 Stunden in der Wildnis in Gang halten kann. Die meisten Leute, die ich gesehen habe koennen das nicht. Da ist zum Beispiel Mile 101. Ich habe keine Ahnung, wen ich da hoch schicken soll. Keine Elektrizitaet, wahrscheinlich verweht und muss wahrscheinlich ausgeschaufelt werden. Wo kriegst du jemanden, dem du mit sowas vertrauen kannst ? “
Mein unschuldiges Gehirn arbeit immer noch an der Tatsache, dass ich neben dem Mann sitze, der das haerteste Schlittenhunderennen der Welt organisiert.
„Aehm, …. mit Holzoefen kenne ich mich aus,“ meine ich und versuche nicht nervoes zu klingen. „Was muss denn da gemacht werden ?“ Er guckt mich an und wiederhohlt: “ Du kannst ein Feuer in einem Holzofen machen und damit eine Blockhuette warm halten ? “ – „Natuerlich kann ich das. Ich lebe hier seit 10 Jahren mit einem Holzofen.“ Ich gucke ihm in die Augen und lasse ihn wissen, dass ich die Frage eher als eine Beleidigung ansehe.
Barry runzelt die Stirn: „Ja, das sagt jeder. Am Anfang sind alle bereit sowas zu machen, aber wenn es nachher bei -40C drauf ankommt hat jeder irgendwelche Ausreden wieso sie es nicht hingekriegt haben.“
Er schien mehr zu sich selbst als zu mir zu reden. Die Sorge ums Rennen und seine Aufgabe dem Rennen gegenuber sind ihm allerdings deutlich auf die Stirn geschrieben.

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